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Hochzeitsbudget planen in Deutschland: So kommt ihr vom Wunschbild zu belastbaren Zahlen

Ihr wollt heiraten, ohne euch im Zahlendschungel zu verlieren? Dieser Guide führt euch Schritt für Schritt durch die Budgetplanung – realistisch, gelassen und mit klaren Entscheidungen. Ziel: ein Hochzeitsbudget, das zu euch, eurer Gästeliste und euren Prioritäten passt.

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Niels Fahrenkrog
13 Min. Lesezeit
Guide Hochzeitsbudget Hochzeit Kosten

Erst die Entlastung: Niemand plant „falsch“ – nur unterschiedlich

Hochzeiten in Deutschland sind enorm vielfältig. Ein Samstag im Sommer in der Großstadt kostet anders als ein Freitag auf dem Land. Entscheidend ist nicht, „was man so macht“, sondern was euch wichtig ist. Wenn euer Herz an gutem Essen hängt, fließt dort mehr hinein. Wenn euch Fotos und Musik tragen, priorisiert ihr diese Punkte. Alles andere ordnet sich darum.

Der schnelle Kompass: Drei Fragen, die 80 % der Budgetklarheit bringen

  • Welche drei Momente sollen sich später am stärksten anfühlen? (Beispiel: stimmungsvolle Feier am Abend, freie Trauung im Grünen, gemeinsames Essen)

  • Wie viele Gäste sind realistisch – wirklich? (Gästezahl ist der größte Kostentreiber.)

  • Welches Gesamtbudget fühlt sich verantwortungsvoll an – inklusive Rücklage?

Kleine Anekdote aus der Praxis: Paare, die zuerst die Gästeliste verdichten und dann ihre drei Top-Prioritäten nennen, treffen später spürbar leichter Entscheidungen. Der Rest wird überraschend einfach.

Euer Fahrplan in 7 Schritten

1) Vision schärfen – im Alltagstest

Formuliert zu dritt (ihr zwei und ein leeres Blatt): Atmosphäre, Musik, Essen, Ort, Dresscode. Maximal fünf Stichworte pro Bereich. Einigt euch auf eure drei Top-Prioritäten. Alles andere wird „schön, wenn möglich“.

2) Gästeliste als Hebel verstehen

Teilt in A‑, B‑ und C‑Gäste. Plant mit A. Jede weitere Person erhöht die variablen Kosten (Speisen, Getränke, Sitzplatz, Papeterie, Teil der Dekoration) sofort. Faustregel: 60–70 % eurer Gesamtsumme sind direkt oder indirekt gästeabhängig.

3) Gesamtrahmen festlegen – mit Rücklage

Setzt einen klaren Rahmen: verfügbares Geld, mögliche Beiträge aus der Familie, keine Verschuldung. Legt eine Rücklage von 10–15 % als Puffer fest. Diese Rücklage bleibt tabu, bis Unerwartetes eintritt.

4) Fix- und Pro‑Kopf‑Kosten trennen

  • Pro‑Kopf (variabel): Speisen, Getränke, Torte, Teil der Papeterie, Gastgeschenke, Stühle/Servietten, ggf. Shuttle nach Personenanzahl.

  • Fix (vergleichsweise konstant): Veranstaltungsort, Foto/Video, Musik, Traurednerin/Trauredner, Frisur und Make‑up, Ringe.

5) Sinnvolle Grundverteilung – und dann anpassen

Startet mit einer neutralen Verteilung und schiebt Prozentanteile zu euren Top‑3‑Bereichen:

  • Speisen und Getränke: 35–45 %

  • Veranstaltungsort (Miete, Grundausstattung): 8–15 %

  • Foto und/oder Video: 8–12 %

  • Musik (Discjockey oder Band): 6–10 %

  • Floristik und Dekoration: 5–10 %

  • Papeterie: 2–4 %

  • Ringe: 3–6 %

  • Outfits, Accessoires, Frisur und Make‑up: 8–12 %

  • Torte und Süßes: 2–4 %

  • Traurednerin/Trauredner: 3–6 %

  • Transport/Logistik: 1–3 %

  • Rücklage/Puffer: 10–15 %

Erhöht gezielt dort, wo euer Herz schlägt, und reduziert bei „nice to have“.

6) Angebote vergleichen – gleiche Grundlage schaffen

Vergleicht immer „gleich mit gleich“: gleicher Tag (Wochentag vs. Samstag), gleicher Umfang (Stunden, Technik, Personal), gleiche Mehrwertsteuerbehandlung. Nutzt eine einfache Vergleichstabelle (siehe unten).

7) Budget laufend steuern

Führt eine Übersicht mit Planwert, Angebot, Vertrag, bezahlt, Rest – pro Kategorie. Markiert Änderungen sichtbar. Zieht die Pufferlinie nur an, wenn es wirklich nötig ist.

Orientierungswerte: Übliche Preisspannen in Deutschland

Preise sind Durchschnittswerte und variieren nach Region, Saison, Wochentag und Qualitätsniveau. Angegeben ist der typische Bereich, in dem viele Paare landen (inklusive Mehrwertsteuer, sofern anwendbar).

  • Veranstaltungsort (Miete, Grundausstattung): ländlich 800–3.000 €, Großstadt 2.500–6.000 €; Spitzenlagen bis 8.000 €+

  • Speisen pro Person (Menü oder Buffet): 50–120 €

  • Getränke pro Person (Pauschale oder nach Verbrauch): 25–60 €

  • Discjockey (6–10 Stunden, inkl. Grundtechnik): 900–1.800 €; Verlängerung meist stündlich

  • Band (Trio/Quartett, 4–6 Stunden): 2.000–6.000 €

  • Foto (8–12 Stunden Reportage): 1.600–3.500 €

  • Video (8–10 Stunden): 1.800–3.800 €

  • Kombi Foto+Video: 3.000–6.000 €

  • Floristik/Dekoration (Strauß, Anstecker, Tische, Trauung): 800–3.000 €; opulent 4.000 €+

  • Papeterie (Einladungen, Menükarten, Sitzplan etc.): 300–1.200 € je nach Auflage und Veredelung

  • Ringe (Trauringe, Gold/Platin, schlicht bis individuell): 600–2.500 €+

  • Outfits und Accessoires: Brautkleid 1.200–2.500 €, Änderungen 150–400 €, Anzug 500–1.000 €+, Schuhe/Accessoires 200–600 €; Frisur und Make‑up Braut mit Probe 250–500 €

  • Torte (pro Stück): 4–8 € pro Person; kleine Torte 180–400 €

  • Freie Traurednerin/Trauredner (Vorgespräche, Rede, Durchführung): 900–1.800 €

  • Transport (Oldtimer, 2–4 Stunden): 300–600 €; Sammeltransport je Stunde 90–150 €

Saisonale/regionale Unterschiede:

  • Hauptsaison Mai–September und Samstage: Zuschläge üblich, hohe Auslastung.

  • Wochentage und Nebensaison: häufig 10–30 % günstiger oder mit Zusatzleistungen.

  • Großstadt gegenüber ländlich: oft 15–30 % höher, besonders bei Dienstleistenden und Mieten.

Musterbudgets mit Pro‑Kopf‑Rechnung

Die folgenden Beispiele zeigen, wie ihr verteilen könnt. Sie sind Anhaltspunkte – schiebt Anteile zu euren Prioritäten.

A) 10.000 € „Kompakt“, ländlich, 40 Gäste, Wochentag

Annahme: gemütliche Feier, Discjockey, freie Trauung im kleinen Rahmen.

  • Gesamtrahmen: 10.000 €

  • Rücklage/Puffer (12 %): 1.200 €

  • Verfügbar für Posten: 8.800 €

Verteilung:

  • Speisen und Getränke: 40 × 75 € = 3.000 €

  • Veranstaltungsort: 800 €

  • Foto (8 Stunden): 1.200 €

  • Musik (Discjockey, Grundtechnik): 700 €

  • Floristik/Dekoration: 400 €

  • Papeterie: 120 €

  • Ringe: 500 €

  • Outfits, Frisur und Make‑up: 700 €

  • Torte/Süßes: 180 €

  • Freie Trauung (Rednerin/Redner): 600 €

  • Transport/Logistik: 100 €

Summe Posten: 8.300 €; frei für Aufstockung/Reserve innerhalb der Kategorien: 500 €; plus Puffer 1.200 €. Pro‑Kopf‑Anteil der variablen Kosten (Speisen/Getränke/Torte): ca. 79 €.

Wo ihr aufpasst: keine Samstage zur Hauptsaison, einfache Dekoration, klare Getränkeauswahl, kurze Foto‑Reportage, Discjockey statt Band.

B) 20.000 € „Komfort“, regional gemischt, 60 Gäste, Freitag/Samstag

Annahme: ausgedehntes Abendessen, längere Tanzzeit, ausführliche Foto‑Reportage.

  • Gesamtrahmen: 20.000 €

  • Rücklage/Puffer (12 %): 2.400 €

  • Verfügbar für Posten: 17.600 €

Verteilung:

  • Speisen und Getränke: 60 × 100 € = 6.000 €

  • Veranstaltungsort: 1.800 €

  • Foto (10 Stunden): 1.800 €

  • Musik (Discjockey, erweiterte Technik): 1.200 €

  • Floristik/Dekoration: 1.100 €

  • Papeterie: 450 €

  • Ringe: 1.200 €

  • Outfits, Frisur und Make‑up: 2.200 €

  • Torte/Süßes: 450 €

  • Freie Trauung (Rednerin/Redner): 900 €

  • Transport/Logistik: 200 €

Summe Posten: 17.300 €; Restspielraum: 300 €; plus Puffer 2.400 €. Pro‑Kopf‑Anteil variabler Kosten (Speisen/Getränke/Torte): ca. 107 €.

C) 35.000 € „Plus“, Großraum, 80 Gäste, Samstag Hauptsaison

Annahme: hochwertige Bewirtung, Band am Abend, Foto und Video.

  • Gesamtrahmen: 35.000 €

  • Rücklage/Puffer (12 %): 4.200 €

  • Verfügbar für Posten: 30.800 €

Verteilung:

  • Speisen und Getränke: 80 × 120 € = 9.600 €

  • Veranstaltungsort: 3.500 €

  • Foto und Video (je 10–12 Stunden): 4.500 €

  • Musik (Band, Grundtechnik): 3.000 €

  • Floristik/Dekoration: 2.600 €

  • Papeterie: 700 €

  • Ringe: 1.800 €

  • Outfits, Frisur und Make‑up: 3.000 €

  • Torte/Süßes: 800 €

  • Freie Trauung (Rednerin/Redner): 1.200 €

  • Transport/Logistik: 300 €

Summe Posten: 31.000 €; leichte Umschichtung möglich (z. B. 200 € aus Deko zu Transport); plus Puffer 4.200 €. Pro‑Kopf‑Anteil variabler Kosten (Speisen/Getränke/Torte): ca. 122 €.

Häufige Fallstricke in Deutschland – und wie ihr sie einkalkuliert

Versteckte oder gern übersehene Kosten:

  • Service‑, Energie‑ und Technikpauschalen des Veranstaltungsorts

  • Kaution, Endreinigung, Wäsche, Garderobe

  • Kork‑ und Tellergeld bei mitgebrachten Speisen/Flaschen

  • Überstunden und Nachtzuschläge (Küche, Service, Musik, Foto/Video)

  • Anfahrt, Parkgebühren und Übernachtung von Dienstleistenden

  • Leihgebühren, Bruch und Verlust (Glas, Kerzenhalter, Vasen, Mobiliar)

  • Musikrechte: Bei privaten, geschlossenen Hochzeiten ist in der Regel keine Vergütung an die Verwertungsgesellschaft erforderlich; klärt dennoch die Bedingungen des Veranstaltungsorts, da manche Häuser Regelungen vorgeben.

  • Drohne: Versicherungspflicht, Kenntnisnachweis, lokale Flugverbote; ggf. zusätzliche Genehmigungen und Gebühren

Mehrwertsteuer (19 %):

  • Angebote immer „inklusive Mehrwertsteuer?“ prüfen. Kleinunternehmen können ohne Umsatzsteuer abrechnen (Hinweis im Angebot). Mischt keine Netto‑ und Bruttopreise in eurer Übersicht.

Zahlungs‑ und Stornierungspläne (typische Praxis):

  • Reservierung/Vertrag: Anzahlung 20–50 %

  • Zwischentermin(e): 20–40 % (z. B. sechs Monate vor Termin)

  • Schlussrechnung: 7–14 Tage vor der Hochzeit oder kurz danach

  • Stornierung: gestaffelt nach Frist, oftmals bis 90/60/30 Tage mit steigenden Prozentsätzen; individuell prüfen

Praxis: so prüft und vergleicht ihr Angebote wirklich fair

Angebots‑Checkliste (Inhalt, der drinstehen sollte):

  • Leistungsumfang: Datum, Zeiten, Personalstärke, Aufbau/Abbau

  • Technik und Ausstattung: was genau inklusive, was optional

  • Speisen/Getränke: Menüfolge, Qualitätsstufe, alternative Kostformen

  • Probe/Verkostung: ja/nein, Kosten

  • Logistik: Anfahrt, Parken, Tragewege, Strom, Schlechtwetter‑Plan

  • Preisangaben: inkl./exkl. Mehrwertsteuer, Pauschalen, Mindestabnahme

  • Überstunden/Nachtzuschläge: ab welcher Uhrzeit, Stundensätze

  • Zahlungsplan, Stornobedingungen, Fristen, Gültigkeit des Angebots

  • Verantwortlichkeiten: Ansprechpartner, Notfallnummer, Haftung

Einfache Vergleichstabelle (Spaltenvorschlag):

  • Anbieter | Gesamtpreis brutto | Leistungsumfang | Inklusive Technik | Zusatzkosten | Zahlungsplan | Storno | Gültig bis | Bemerkungen

Sinnvolle Vertragsklauseln und Punkte zur Klärung:

  • Preisbindung bis Datum X; Änderungen nur bei gesetzlicher Steueränderung oder schriftlich vereinbarten Leistungsänderungen

  • klare Regelung zu Verlängerungsstunden und deren Technik

  • Ersatzregelung bei Krankheit oder Ausfall

  • Wetter‑Alternative (bei Außenbereichen) und Verantwortlichkeiten

  • Übergabeprotokoll für Leihgaben/Inventar, Haftung bei Bruch

Budget‑Vorlage für die Nachverfolgung (Aufbau):

  • Kategorie | Planwert | Angebot | Vertrag | bezahlt | Rest | Anmerkungen

  • Kennzeichnet Puffer und aktualisiert bei jeder Änderung den Restbetrag.

Umgang mit Preissteigerungen:

  • Früh anfragen, Konditionen schriftlich fixieren

  • Preisgleitklauseln genau lesen: nachvollziehbare Material‑ oder Energiekosten ok – pauschale „Preis vorbehalten“ meiden

  • Alternativen benennen (z. B. saisonale Blumen, regionale Getränke)

Steuerung über Prioritäten: So trefft ihr knifflige Entscheidungen

  • Gästeliste zuerst: Lieber 10 Gäste weniger und dafür das Lieblingsmenü – oder umgekehrt.

  • Zeit statt Dinge: Mehr Stunden für Foto/Video bringt oft mehr Erinnerungswert als zusätzliche Dekorationselemente.

  • Fokus auf „Hauptaugenblicke“: Trauung, Essen, Tanz. Wenn diese drei stimmen, trägt der Tag.

Absicherung: Risiken minimieren, Gelassenheit gewinnen

  • Rücklage von 10–15 % nicht antasten, bevor echte Mehrkosten entstehen.

  • Schlechtwetter‑Plan: Zelt/Überdachung, Innenalternative, Heizstrahler – schriftlich geklärt.

  • Zeitpolster: realistische Aufbauzeiten, Puffer zwischen Programmpunkten, klare Zuständigkeiten.

  • Dokumentation: Alle Zusagen schriftlich, eine zentrale Ablage, eindeutig benannte Dateien.

Abschluss: Euer Tag, eure Regeln – das Budget dient euch

Ihr habt jetzt die Bausteine, um euer Hochzeitsbudget ruhig und selbstbewusst zu planen: Vision, klare Prioritäten, gesteuerte Gästeliste, realistische Verteilung, sauberer Angebotsvergleich und eine aktive Nachverfolgung. So bleibt das Geld im Rahmen – und die Freude groß.